Ausstellung
gemeinsam
Burbach

Die zeitgemäße Dauerausstellung »Gemeinsam Burbach« in der ALTEN VOGTEI fußt auf ausgewählten Stücken dieser Sammlung, um neue Akzente in der Retrospektive der Dorf- und Gemeinde-Geschichte zu setzen.

Zusammen
Kommen

Beinahe wäre die »Alte Vogtei Burbach« in den 1970er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen worden. Um dies zu verhindern, gründete Heinz Klein 1979 den Verein »Alte Vogtei«. Damit war der Grundstein für den Erhalt des historischen Fachwerkhauses gelegt, das selbst den Großen Brand von 1758 überstanden hatte. 1982 wurde das Gebäude restauriert, 1989 richtete der Verein in der angrenzenden Zehntscheune das Museum »Leben und Arbeiten in Burbach« ein. Nachdem die Vogtei jahrelang als Amts- und Gerichtssitz gedient hatte und dann als Wohnhaus zunehmend verfallen war, wurde es als öffentliches Gebäude vielseitig genutzt.

HAUS UND GESCHICHTE
2016 wurde beschlossen, das Gebäude- Ensemble grundlegend zu sanieren und zu einem modernen Besucher-, Begegnungs- und Erlebniszentrum umzugestalten. In diesem Zuge wurde auch die Dauerausstellung »Gemeinsam Burbach« eingerichtet, die 2022 ihre Türen öffnete.

POSTKARTEN
Von »jeder für sich« bis zur Gemeinschaft als »entscheidendem kulturellen Schritt« – die Ansichten über den Wert von Gemeinschaft und Gemeinsinn sind vielfältig. Eine kleine Auswahl zum Mitnehmen präsentiert diese Sammlung aus Sprichwörtern und Zitaten in der Ausstellung.

Nichts prägt Burbach und die Region so sehr wie das Haubergwesen und der Bergbau. Die sich ergänzenden Wirtschaftsformen bestimmten lange Zeit den Alltag der Menschen vor Ort und sind bis heute wichtiger Bestandteil ihrer Identität. Als besondere Form
der Waldwirtschaft lieferte der Hauberg die nötigen Ressourcen an Brennholz, die im Bergbau für die Verarbeitung von Erz benötigt wurden. Beides war nur in gut organisierter und aufeinander abgestimmter Gemeinschaftsarbeit möglich. Denn Raubbau an den Waldressourcen hätte auch den Bergbau zum Erliegen gebracht.

Auch wenn der Bergbau im Siegerland in den 1960er Jahren aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben und bereits im 19. Jh. die Verhüttung ins Rheinland verlagert wurde, ist die Stahlverarbeitung bis heute ein wichtiges Standbein der örtlichen Industrie. Und das genossenschaftliche Haubergwesen ist seit 2018 als immaterielles Kulturgut des Landes NRW anerkannt und soll UNESCO-Kulturgut werden.

Vielfältig, engagiert, lebenswert – das sind Kernqualitäten Burbachs und seiner Menschen. Das zeigt nicht nur die Kampagne »LebensWERTE Dörfer – die Burbach-Initiative«. Darin stellen sich Wirtschaft, Bürgerschaft, Politik und Verwaltung in zahlreichen Teilprojekten gemeinsam den Herausforderungen, die sich durch den demografischen, klimatischen und gesellschaftlichen Wandel ergeben. Auch die 140 örtlichen Vereine sind ein Ausdruck außergewöhnlichen ehrenamtlichen Einsatzes. Der war zudem ausschlaggebend dafür, dass Burbach im NRW-weiten Projekt »Zukunftsfaktor Bürgerengagement« von der Landesregierung als Pilotprojekt ausgewählt wurde.

Wie jede Gemeinschaft steht auch Burbach vor der Aufgabe, dauerhaft gepflegt zu werden und sich beständig zu erneuern. Denn Gemeinsinn will aktiv gelebt sein. Und immer wieder gilt es, Zugezogene in die Gemeinschaft zu integrieren – unabhängig davon, ob sie aus benachbarten Dörfern, anderen Regionen Deutschlands oder auch aus fernen Ländern stammen.

Kleine Streitigkeiten regelte man in Burbach gerne auch ohne die Obrigkeit. Und durch das Burbacher Platt, eine besondere Form des moselfränkischen Dialekts, ist die regionale Identität für alle hörbar. Dieser eigensinnige und unabhängige Charakter ließ eine einzigartige Gemeinschaft entstehen. Wie jede Form von Gemeinschaft schafft sie eine innere Einheit, grenzt sich aber zugleich von anderen Gemeinschaften ab. Und wie jede Gemeinschaft hatte und hat sie eine Vielzahl von Herausforderungen zu meistern: Gebietsumstrukturierungen machten aus Fremden plötzlich Nachbarn. Veränderte und teils schwierige Herrschaftsformen prägten das alltägliche Zusammenleben.

Und auch politische Strukturen wie die nationalsozialistische »Volksgemeinschaft« hinterließen ihre Spuren. In ihrer Kombination formen diese inneren und von außen kommenden Strukturen die Gemeinde Burbach bis heute. Sie zeigen: »Gemeinschaft« ist nie ein abgeschlossener Prozess, sondern muss immer wieder neu hergestellt werden.

Geschichte und Geschichten formen Gemeinschaften. An dieser Stelle sammeln wir Geschichten in, über und aus Burbach. Ein lebendiges und wachsendes Archiv unserer sich beständig erneuernden Gemeinschaft.